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Negersprache wird Taka-Tuka-Sprache

Pippi Langstrumpfs Vater heißt Südseekönig in den neuen deutschen Übersetzungen der Bücher von Astrid Lindgren. Er spricht Taka-Tuka. Neger, Negerkönig, Negersprache sollen politisch korrekt in den Büchern nicht mehr vorkommen. Gut gedacht. Doch scheint mir, dass hier mit vorauseilendem Gehorsam imaginären Kritikern der Wind aus den Segeln genommen werden soll.

 

Wohin kommen wir denn, wenn wir all die Wörter, die zu einer bestimmten Zeit gebräuchlich waren und als nicht diskriminierend galten, nachträglich ändern? Und dann auch noch für alle Sprachen, in die ein Werk übersetzt wurde? Es wäre eine Sysiphusarbeit. Und was sagen die politisch korrekt Neugetauften selbst? Im Internet ist zu lesen, dass es in den USA Menschen schwarzer Hautfarbe gibt, die sich heute selbstbewusst „negro“ nennen. Wenn diese Entwicklung voranschreitet, müssten wir in 10 Jahren wieder alle Bücher umschreiben …

 

Aus welcher Perspektive wird ein Wort zu einem Schimpfwort?

Was ist also für wen ein Schimpfwort? Es kommt mir eine Veranstaltung des Fritz-Erler-Forums Stuttgart [1](Friedrich-Ebert-Stiftung) vom  8.11.2012 der Reihe “Publikumsbeschimpfung” in den Sinn.  Der zum Thema Beschimpfung von Bürgern mit Migrationshintergrund geladene Redner Nikita Gorbunov fragte die anwesenden „Kultur-Bereicherinnen und Kultur-Bereicherer“ süffisant, was er Ihnen wohl vorwerfen könne. Migranten beschimpfen sei  ein dreckiger Job, den keiner machen wolle. Und schloss dann messerscharf, dass er als Migrant deshalb übernehmen sollte.

 

Dieser Hieb saß. Dann plauderte er über seine persönlichen Erfahrungen: In dem Jahrgang (4. Klasse Grundschule) seiner Tochter hätten 64% aller Stuttgarter Kinder einen Migrationshintergrund. Da könne er doch gleich seine Vorführung beenden, denn für die Kinder sei diese Veranstaltung mehr als ein Artefakt aus dem Archiv.

Tja, vielleicht sollten wir öfter einmal über unseren Sprachgebrauch nachdenken und über die Wirklichkeit, die sie abzubilden vorgibt. Aber bitte über den heutigen Sprachgebrauch. Machen wir einen Perpektivwechsel – schauen wir mit den Augen unserer Kinder/Neffen/Nichten auf das Thema Migration.

 

Aber Mama/Tante/Onkel, höre ich sie sagen: „Heute hat doch fast jeder ein Elternteil, das aus einem anderen Land stammt. Und ich und die meisten meiner Freunde sind  schon viel in der Welt rumgekommen. Ich war zum Schüleraustausch in Amerika, habe ein Jahr in Frankreich studiert und mein Praktikum in Australien gemacht. Mein bester Freund arbeitet als IT-Projektleiter in Shanghai und hat eine australische Freundin. Ich kann mir nicht vorstellen, dass seine chinesischen Kollegen ihn als Migrant sehen.“ Okay, Tom’s Mutter hofft sicherlich ohnehin, dass er nicht nach China migriert, sondern in ein, zwei Jahren wieder nach Deutschland zurückkommt. Und wenn er erst in fünf Jahren wiederkommt, könnte es etwas länger dauern, bis er sich wieder in seine Heimat integriert. Oder er bleibt nur so lange, bis ein neuer Migrationsjob in einem anderen Land winkt.

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