An was denken Sie, wenn Sie Projektmanagement hören? Einen Projektplan aufstellen, Arbeitspakete und Meilensteine festlegen, Kosten kontrollieren, Risiko- und Qualitätsmanagement? Dann sind Sie wahrscheinlich ein Systematiker. Sie arbeiten gerne mit Checklisten, machen sich Wochen- und Tagespläne mit ToDo-Listen, die nach vorrangigen Aufgaben (A), zweitrangigen Aufgaben (B) geordnet sind. Die Termine eines Projektes halten Sie stets ein und arbeiten die Aufgaben nach Prioritätsrang ab. Störende Einflüsse blenden Sie aus und vertrösten Mitarbeiter auf später, wenn Sie eine Arbeit dringend zu Ende führen wollen.
Oder gehören Sie zu den Menschen, die zwar ToDo-Listen anlegen, diese unter einem Stapel anderer Papiere verschwinden und am Ende der Woche noch Aufgaben offen sind? Willkommen im Club der „kreativen Chaoten“. So nennt Cordula Nussbaum (Kreative Chaoten) Menschen, die immer wieder an neuen Themen arbeiten, die sich schwer tun, Prioritäten zu setzen und sich zu entscheiden, was sich tatsächlich wollen. Weitere Kennzeichen: Ideen und Visionen sind Leitplanken für kreative Chaoten. Neue Erfahrungen und Mitmenschen sind wichtiger als Statussymbole und Sicherheit (Nussbaum, Cordula (2011:19 f.): „Bunte Vögel fliegen höher. Die Karrieregeheimnisse der Kreativen Chaoten. Campus: Frankfurt).
Wie Kreative sich zu Systematik und Pünktlichkeit inspirieren können
Wirtschaftsunternehmen ticken nach den Prinzipien der Systematiker: Von den Mitarbeitern wir eine systematische und analytische Arbeitsweise verlangt. Am Ende eines Projektes müssen die Termine eingehalten sein, müssen die Zahlen stimmen, dürfen keine Ressourcen unnötig verwendet worden sein. Von Mitarbeitern wird Pünktlichkeit und Disziplin verlangt. Auf kreative Chaoten sind Unternehmen allerdings ebenso angewiesen. Ohne Kreativität und neue Ideen können keine neuen Produkte entwickelt werden. Innovation und Kreativität sind wichtig für den Fortschritt, der zu Wirtschaftswachstum führt.
Wie können kreative Chaoten sich organisieren, damit Sie Projektpläne einhalten, ihre Aufgaben pünktlich erledigen und trotzdem kreativ sein können, ausreichend Zeit für Neues haben? Indem Sie beispielsweise ein Konzept erarbeiten, den groben Projektrahmen festlegen und jeden Tag eine bestimmte Zeit an diesem Konzept arbeiten (ebenda, S. 260ff.). Schon die Umdeutung von Plan in Projekt setzt möglicherweise Kräfte frei. Zwischendurch gönnen Sie sich als Chaot, an etwas anderem zu arbeiten, das nicht oberste Priorität hat, Ihnen aber Spaß macht. Gehen Sie kreativ an das Konzept heran: Nehmen Sie ein Heft mit einem Leder-Einband oder bunte Stifte, verschiedene Post-its… Wichtig ist, dass Sie die Materialien gerne in die Hand nehmen, dass sie Raum lassen für einen flexiblen Umgang. Wenn Sie den nächsten Tag planen, legen Sie sich gleich alle Dinge zurecht, die Sie benötigen.
Das mag für Systematiker merkwürdig klingen, weil sie ganz natürlich diese Dinge planen und erledigen. Kreative Chaoten dagegen müssen sich quasi selbst überlisten, damit bunte Projektkonzepte sie motivieren.